Am Beispiel von Sex lässt sich ganz hervorragend zeigen, was ein Diskurs ist. Das hat der Philosoph Michelle Foucault auch getan. Ein Diskurs ist grob gesagt etwas, worüber gesprochen wird. Und bei diesem Sprechen passiert etwas: die Produktion von Wahrheit mittels Macht zu einem ausgewählten Zweck. Also im Falle des Sex: zum Beispiel das Einführen von Tabus und Normen mittels der Macht der Herrscher zum Zweck der Steigerung von Kontrolle und Effizienz.
Mit einer Rückblende ins 17. Jahrhundert erklärt Foucault: „wie konnte man in einer Epoche, wo man systematisch die Arbeitskraft ausbeutete zulassen, daß sie sich in Lüsten ergingen […]?“ – sprich: sich ihrer Sexualität widmen anstatt den Zielen des Kapitalismus. Foucault sieht aber auch noch andere Zwecke zur „Diskursivierung“ von Sex: Der besser kalkulierte Regulierungsversuch von Geburtsraten. „Sicherlich stand seit langem fest, daß ein Land, das Reichtum und Macht erstrebte, bevölkert sein mußte.“
Wenn das Reden und die Bewertung von Sex diskursiv ist (also auch geleitet von Machtinteressen), was sagt uns das über die soziale Abwertung von Homosexualität und der Gender-Debatte? Welche Machtinteresse wird damit unterwandert? Wer fühlt sich oder seinen Plan gefährdet?
Foucault (1983): „Sexualität und Wahrheit I“, Berlin, suhrkamp, S. 14, 38.