Heute möchte ich zwei weitere Entwürfe teilen, wie das Mensch-Sein verstanden werden kann.
Wir sind alle furchtbar besonders und einzigartig. 7,77 Milliarden Einhörner, die auf diesem Planet ihre eigene Geschichte schreiben. 7,77 kleine Leben, die nebeneinander her existieren, sich ineinander verweben aber doch für sich beanspruchen einzigartig, einmalig und singulär zu sein. 7,77 Milliarden Individuen (lat.: individuum „Unteilbares“, „Einzelding“), 7,77 Möglichkeiten der Existenz, Arten die Welt zu erleben, Zuschauer in der ersten Reihe im Kino Wirklichkeit. Wir sind zwar zusammen hier, aber nicht gemeinsam. Am Ende lebt jede:r in seiner begrenzten Subjektivität als der niemand heraus kommt. So könnten wir die Geschichte erzählen. Das wäre Pluralismus.
Oder anders herum. Dass es einen Planeten Erde gibt, einen Kosmos, ein großes allumfassendes Prinzip. Und in diesem einem Großen sind wir Teil, wie alle anderen Lebewesen auch. Der gängigste Entwurf dabei ist: Alle sind ein Stück des gesamten Kuchens. Diese Stücke unterscheiden sich und täten am Besten daran, so zu sein wie es in ihrer Natur liege, so der römische Stoiker Marc Aurel. Das wäre dann der Monismus. In monistischen Konzepten wird häufig das große Ganze als ein intelligentes Lebendiges erklärt. Manche Vertreter:innen monistischer Konzepte erklären dieses Ganze als göttlich (diese Entwürfe werden als Pantheismus bezeichnet (von altgriechisch pān „alles“ und theós „Gott“).
Kritische Würdigung gefällig? Während der Pluralismus auf die Besonderheiten der Einzelnen eingeht und zur empathischen, kultursensiblen Vorsicht mahnt, keine allgemeingültigen Aussagen über „die Menschheit“ zu treffen, lädt der Monismus zum Gemeinschaftsgefühl, Verantwortungsbereitschaft und zur Philanthropie (also zur Menschenfreundlichkeit) ein, bei der alle gleichen Wert und Nutzen haben. Während der Pluralismus den Menschen zur Einsamkeit und Vereinzelung verdammt, übergeht der Monismus tendenziell kulturelle, soziale, psychologische, biographische etc. Eigenarten.
Literatur: Wolfgang Pleger 2018: „Handbuch für Anthropologie“, Heppenheim: wbg Academic, S. 75-94 (Monismus – Die Einheit der Natur).