„Wer nicht diese Macht hat, einen zu schützen, hat auch nicht das Recht, Gehorsam zu verlangen.“, lautet ein Zitat vom Staatsrechtler Carl Schmitt, der mit diesen Worten die Forderungen des politischen Philosophen Thomas Hobbes zusammenfasst. Gleicher Schutz und Sicherheit für alle Menschen ist Hobbes Argumentation, warum die ungeteilte politische Macht beim Staat liegen solle. Anders herum verliert der Staat in Hobbes Augen seine Legitimation zur Macht, wenn er dieser Aufgabe nicht mehr nachkommt.
Wie viele andere vor ihm hielt Hobbes Macht für ein begrenztes Gut, um das Verteilungskämpfe geführt werden. Wenn es nur ein paar Stückchen Macht gibt, konkurrieren die hungrigen Anwärter miteinander, um selbst eines dieser Stückchen vom Macht-Kuchen zu erhaschen. Auf dem Spiel steht schließlich wie es der Soziologe Max Weber ausdrückte: „Die Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“ Mit anderen Worten: Macht befähigt dazu, sich durchzusetzen und Einfluss zu nehmen, die Dinge so zu gestalten (oder gestalten zu lassen), wie es einem beliebt.
Hobbes Auffassung ist, dass derjenige Kuchen haben sollte, der die anderen vor Gefahren beschützt. Dass der Mensch etwas von diesem Kuchen haben möchte, ja sogar immer mehr davon will, hält Hobbes für eine Selbstverständlichkeit. Er argumentiert, dass manchen Menschen ganz natürlich über mehr Macht verfügen als andere. Als „Natürliche Macht“ bezeichnet Hobbes hervorstechende körperliche oder geistige Fähigkeiten, die einem ermöglichen seine Wünsche umzusetzen, wie etwa Klugheit, Geschicklichkeit, Ausdrucksvermögen oder Schönheit.
Mit der Unterwerfung gegenüber eines Staates geht der Mensch mit seiner Macht einen Tausch ein. Er gibt etwas seiner Macht ab (ein Stück seiner Souveränität, seiner freien Selbstbestimmung, seiner Fähigkeit sich seine Wünsche zu erfüllen), und übergibt sie dem Staat, der dies nutzt um zu regieren. Im Tausch zu dieser Unterwerfung erhält der Bürger das Versprechen von Schutz für Leib und Wohl.
Mit dieser Überlegung hat Thomas Hobbes bereits im 17. Jahrhundert die geistigen Grundfeste des modernen Staates gelegt – Prinzipien, nach denen wir uns heute in unserer Regierungsform ausrichten.
Über Thomas Hobbes in Andreas Anter (2012): „Theorien der Macht zur Einführung“, Hamburg, Junius, S. 26-32.