Es gibt einen Raum zwischen dem, was möglich (und machbar) ist und dem Unmöglichen. Es handelt sich um einen Ort, an dem wir Dinge tun, die wir „im Ernst“ nicht tun würden. Es ist ein Ort der Freiheit, den wir erschaffen, besuchen und verteidigen gegen Invasoren, etwas das weder ganz im gängigen, noch ganz im unvorstellbaren Raum zu finden ist: Der Spielplatz.
Es ist der Ort, an dem wir ausprobieren, was wir uns noch nicht oder niemals trauen zu sein oder zu tun, was wir nicht sein möchten oder dürfen, was wir sonst nicht sollten oder nicht können. Der Spielplatz ist ein „Gegenort“ par excellence, eine Heterotopie, wie es Foucault bezeichnet hat. Es ist ein Ort mit eigener Ordnung, die ganz anders ist als die Ordnung, die jenseits seiner Pforten herrscht. Was hier passiert hat seine Gültigkeit nur hier und außerhalb seines Zaunes erscheint jede gleiche Handlung völlig absurd. An wenigen Orten wird die Gemachtheit von Sozialität so deutlich, wie an Räumen, in denen ihre Regeln so aufgeweicht werden, wie auf dem Spielplatz.
Spielplätze finden wir an abgetrennten Plätzen; am Rand des Parks, hinter verglasten Türen im Kasino, hinter dem Login-Bereichs in der digitalen Welt, hinter den Pforten, die wir nur mit unserer Eintrittskarte durchqueren dürfen und unter dem Schutz von Verkleidung (sei es in einem Trikot, einem Kostüm, einem speziellen Dresscode oder in der Verkleidung von Nacktheit). Spielplätze sind überall zu finden und dennoch sind sie klar abgegrenzt durch Übergangsräume, Transition-Räume, die uns auf die neue Ordnung hinter dieser oder jener Tür erwartet.
Spielplätze besuchen wir wie Touristen, die einen Ausflug ins Grüne machen. Auf dem Spielplatz schütteln wir für einen Moment die Herrschaft ab, unter der wir aufgewachsen sind, in der wir uns alltäglich „im Ernst“ bewegen. Aufgrund dieser Infragestellung von Herrschaft im Spiel bezeichnete der Philosoph Georges Bataille den Spielplatz als den Ort der Souveränität [des Subjekts]. Dieses Machtvakuum kann für das Subjekt alles und nichts sein und auch das Subjekt selbst kann dort alles (jeder) oder nichts (ein außenstehender Beobachter) sein, weshalb ihn der Historiker Johann Huinzinga auch als Ort der Phantasie bezeichnet.
George Batailles (1951): „Spiel und Ernst“, Johann Huizinga (1956): „Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel“, Michel Foucault (1967): „Andere Räume“.